Aufgeschoben gleich aufgehoben?

Group of multi-ethnic teens dressed in boho style partying outdoors throwing colourful confetti in a wind farm at sunset during their american carefree road trip

Wie es sich anfühlt, die geilste Zeit des Lebens wegen Corona zu verpassen und wie sie dennoch
optimistisch bleiben konnte, erzählt euch unsere Praktikantin Sofia.

Früher war echt alles besser

Gestern habe ich mir die Fotoalben meiner Eltern angesehen und dabei ist mir aufgefallen, wie unbeschwert sie in ihrer Jugend Partys gefeiert haben. Wie es möglich war, sich ohne Maske und Abstand mit mehr als zehn Leuten in einem Raum zu treffen und wie sehr mein, unser aller Leben doch durch Corona eingeschränkt heutzutage ist. Ausgefallene oder auf ungewisse Zeit verschobene Geburtstagsfeiern, Abibälle und Klassenfahrten, keine Handballspiele, manchmal sogar nicht einmal Handballtraining. Dafür aber endlose Spaziergänge zu zweit und Telefonate mit Freund:innen in Quarantäne, alles ohne richtige Aussicht auf Besserung. Während die großen Geschwister von ihren lustigen Klassenfahrten erzählen, war der kleine Bruder noch kein einziges Mal mit der Klasse weg, obwohl andere, als sie in seinem Alter waren, schon mehrmals auf Klassenfahrt gewesen sind – vor Corona halt. 

Die verpassten Jahre

Zu Beginn des ersten Lockdowns war ich fünfzehn, jetzt werde ich achtzehn. Drei Jahre unter Corona. Diese Zeit sollte doch eine Phase der Selbstfindung und der Entwicklung sein. Da wächst man an seinen Aufgaben, sagen alle. Aber woher soll ich diese Erfahrungen denn nehmen, wenn ich nur zu Hause sitze und darauf warte, dass man sich irgendwann wieder mit mehr als einer Person treffen darf? Wie soll ich so die Dinge erleben, die üblich sind für mein Alter? Die Zeit der Pandemie war und ist noch immer wie eine Art Traum, aus dem man erwacht und plötzlich ein paar Jahre älter ist, aber nicht wirklich mehr erlebt hat. Man hat das Gefühl, die Zeit ist verloren gegangen, ohne es steuern zu können. Du bist nur einmal jung, auch das sagen sie alle. Ja, bloß bleibe ich wegen einer Pandemie an den Freitagabenden daheim und durfte eine Zeit lang nicht einmal zur Schule gehen. 

Eigene Fotoalben füllen

Aber klar, es geht doch allen so. Jede:r ist mehr oder weniger eingeschränkt aufgrund von Corona. Wir haben Dinge verpasst, die die Generationen vor uns in unserem Alter erleben durften. Aber wir sind damit nicht allein. Alle mussten ja auf die gleichen Dinge verzichten. Aber: Man ist nur einmal jung! Und genau deshalb haben wir doch auch noch viel Zeit, die Dinge nachzuholen und unsere eigenen Fotoalben zu füllen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

von Sofia Tolk